Die ersten Jahre (1900 – 1918)

Wegberg um 1900

Wegberg hatte um 1900 ca. 4800 Einwohner, war eine Gemeinde im Kreis Erkelenz in der preußischen Rheinprovinz. Der Ort hatte Post und Bahnhof, Volksschule, Apotheke, Amtsgericht, Rathaus und Gefängnis; – aber noch kein Strom und kein Gas. Zwei Polizeisergeanten waren die Vertreter der Obrigkeit.

Das Vereinsleben bestand aus mehreren Vereinen, unter ihnen die Bruderschaft St. Antonius – St. Josef – Verein – Freiwillige Feuerwehr – Karnevals-Gesellschaft Flöck op – MGV Liederkranz und ein Musikverein. Für ihre Arbeit hatten sie 24 Gaststätten zur Verfügung. Neuigkeiten erfuhr man aus der damaligen „Wegberger Zeitung“.

Darin erschien am 15.September 1900 folgender Aufruf:

Turnfreunde von Wegberg und Umgegend
Die Unterzeichneten beabsichtigen, in Wegberg einen Turnverein zu gründen, und bitten alle Turnfreunde, sich am 15.September, nachmittags 5 Uhr, zwecks Besprechung in der Wirtschaft von Jakob Brunen an der Kirche einzufinden.

gez. Jakob Brunen.  gez. Stephan Goertz

Hauptstraße in Wegberg um 1900
Jakob Brunen und Stefan Goertz setzten den Aufruf in die Zeitung
Gründung eines Turnvereins

Die Versammlung wurde von etwa dreißig Interessenten besucht, die sofort zur Gründung bereit waren und am gleichen Tag einen Vorstand wählten:
Vorsitzender: Franz Brandt, Turnwart: Carl Paulsen, Schriftwart: Jakob Brunen, Kassenwart: Wilhelm Schöpper, Gerätewart: Stephan Goertz

Zu den Gründern gehörten u.a. Franz Brandt, Jakob und Karl Brunen, Mathias Clevers, Stephan Goertz, Josef Houben, Michael Müschen, Michael Oellers, Carl Paulsen, Fritz und Karl Wilms, Hermann Sitzen und Heinrich Zohren; – viele von ihnen waren Mitglied der freiwilligen Feuerwehr.

Erste Erfolge

Zum Vereinslokal wurde das Restaurant „Zum Vater Rhein“ von Johann Heinrich Herbertz (später Frienen) bestimmt, wo man sich mindestens einmal wöchentlich zu Turnübungen traf. In wenigen Monaten turnten schon 35 Mitglieder eifrig mit. Am Anfang mangelte es an Turngeräten.Man sammelte dafür an den Turnabenden, bei den passiven Mitgliedern und bei den Gönnern. Schon bald konnten die nötigsten Geräte beschafft werden, um beim Turnen weitere Fortschritte zu machen. Es dauerte nicht lange, bis auf Turnfesten Siegeskränze errungen wurden, den ersten gewann Peter Keuter, der spätere 1. Turnwart.

Wie damals üblich, fand jährlich ein Stiftungsfest statt. Bei diesen Festen war der Turnsaal stets bis auf den letzten Platz besetzt, ein Zeichen, dass die Mitglieder und die Bürgerschaft ein großes Interesse für die Turnerei zeigten. Einen besonderen Anlass hatte man 1906, als die neue Fahne unter großer Beteiligung der ganzen Wegberger Bevölkerung und zahlreicher Gäste des Gladbacher Turngaues am 9. September 1906 feierlich geweiht wurde. Auch zum 10. Stiftungsfest gab es ein großes Fest und wiederum stand die Vereinsfahne im Mittelpunkt.

Vereinslokal „Zum Vater Rhein“
Fahnenweihe am 09.09.1906
Feldpostkarten hielten
den Kontakt zur Heimat
Das Ende einer Epoche

Der Erste Weltkrieg warf seinen Schatten auch auf den Wegberger Turnverein. Alle jungen Männer waren jetzt an der Front. Den Kontakt zur Heimat hielten sie mit solchen Feldpostkarten. Hier war an Turnen kein Denken mehr. Um den völligen Zusammenbruch zu verhindern, scharte der ehemalige Vorsitzende Michael Oellers die Jugend 1917 um sich und hielt so das Vereinsleben wenigstens im kleinen Rahmen aufrecht.